Noch keine Zinswende in den USA

Die Federal Reserve hält den Leitzins stabil. Mit der einmütigen Entscheidung in der ersten Sitzung der Fed in diesem Jahr entsprechen die Zentralbanker den Erwartungen der Finanzmärkte. Gleichzeitig wurden Investoren enttäuscht, die auf eine Leitzinssenkung in der nächsten Fed-Sitzung im März gewettet hatten. Der Leitzins liegt seit Juli 2023 in der Bandbreite zwischen 5,25 und 5,5 Prozent. Das ist der höchste Wert seit 2001.

Der entscheidende Satz in der nach der Sitzung veröffentlichten Pressemitteilung lautet: Der (geldpolitische) Ausschuss erwartet nicht, dass es angemessen sei, die Leitzinsen zu senken bis er größere Zuversicht gewonnen hat, dass sich die Inflation dauerhaft Richtung 2 Prozent bewegt. Der Chef der Federal Reserve, Jerome Powell, machte klar: „Die Inflation ist immer noch zu hoch“, eine Leitzinssenkung im März sei nicht wahrscheinlich.

Powell: „Wir sehen, dass die Inflation nachlässt“
Der Preisindex der persönlichen Konsumausgaben, der von der Federal Reserve präferierte Inflationsindikator, nähert sich der geldpolitischen Zielmarke von 2 Prozent. Fürs gesamte Jahr lag die Inflation in Amerika bei 2,6 Prozent, mit einer Kerninflation von 2,9 Prozent. In den letzten sechs Monaten des vorigen Jahres gab die Inflation aber weiter deutlich nach. Powell sagte, er und seine Kollegen im Offen-Markt-Ausschuss der Fed wollten aber noch mehr solcher guter Daten sehen, um mit Gewissheit eine Zinssenkung verantworten zu können.

Der Fed-Chef sagt, in dem geldpolitischen Gremium herrsche die einmütige Stimmung vor, dass die Leitzinsen auf ihrem Höhepunkt angelangt seien. Er erinnerte daran, dass die Zentralbanker in der vorherigen Fed-Sitzung Projektionen veröffentlicht hatten, die im Mittel drei Zinssenkungen in diesem Jahr vorsahen. „Wir sehen, dass die Inflation nachlässt, aber wir wollen noch mehr Bestätigung“, so Powell. Er erinnerte daran, dass Ökonomen mit ihren Prognosen schon mehrfach durch die wirtschaftliche Realität widerlegt wurden, was Wachstum, Teuerung und Arbeitsmarkt anging.

Die Aussage, die Leitzinsen auf dem hohen Niveau zu belassen., ist offenbar beeinflusst durch jüngste Konjunkturdaten. Die amerikanische Volkswirtschaft wuchs unerwartet kräftig im zweiten Halbjahr 2023 mit einem annualisierten Wachstum von 4,9 Prozent in dritten und 3,3 Prozent im vierten Quartal (3,1 Prozent im Gesamtjahr). Eine zu frühe Zinssenkung könnte die Wirtschaft überhitzen, lautet eine Spekulation. Powell sagte: „Keine Zweifel, das ist eine gute Wirtschaft.“ Das Wachstum sei stark, die Arbeitslosenquote mit 3,7 Prozent historisch niedrig, und die Inflation sinke. Die Zentralbanker erwarteten nachlassendes Wachstum und einen Arbeitsmarkt, bei dem Nachfrage und Angebot besser ausbalanciert seien.